Equal Care Day weist am Schalttag auf „versteckte“ Frauen-Leistungen hin

Equal Pay Day und Equal Pension Day – diese zeigen die Differenz bei Gehältern beziehungsweise Pensionen zwischen Frauen und Männern auf – sind durch alljährliche koordinierte Aktionen des Städtebundes mittlerweile auch in Wels gut bekannt. Der Equal Care Day hingegen wird bewusst nur in Schaltjahren am 29. Februar begangen.

Wie der Name nahelegt, geht es dabei um die Differenz zwischen Frauen und Männern bei der sogenannten „Care-Arbeit“. Seit dem letzten Equal Care Day am Donnerstag, 29. Februar 2020 hat sich unabhängig davon die Statistik Austria 2021/2022 in einer Zeitverwendungserhebung angeschaut, wie etwa Kindererziehung, Wohnungsputz oder Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger zwischen den Geschlechtern aufgeteilt sind. Ergebnis: Frauen und Mädchen hatten mit täglich 03:58 Stunden gegenüber Männern und Buben mit 02:26 Stunden pro Tag deutlich – nämlich um mehr als ein Drittel – die Nase vorn. Gegenüber der letzten derartigen Untersuchung 2008/2009 gab es somit keine wesentlichen Änderungen. Details zur aktuellen Studie – die im Rahmen der europaweiten Erhebungswelle „Harmonised European Time Use Surveys (HETUS) 2020“ stattfand – sind im Internet unter www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/zeitverwendung nachzulesen.

Am Equal Care Day weist der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes – und somit auch die Stadt Wels – gemeinsam darauf hin, dass diese Arbeit nicht entlohnt, aber trotzdem geleistet wird. Derzeit mehrheitlich von Frauen, da sich das österreichische Sozialsystem mit seinen Leistungen nach wie vor an einem durchgängig vollzeitarbeitenden Mann orientiert. Frauen können nicht alleine das finanzielle Risiko der Teilzeitarbeit tragen: Wie am oben erwähnten Equal Pension Day ersichtlich, schlägt sich das momentan in mehr als 40 Prozent weniger Pension nieder.

Neben der konkreten unbezahlten Arbeit wird die mentale Last der „Care-Arbeit“ noch weniger wahrgenommen: Organisation von Kinderkleidung, Wocheneinkauf und Geburtstagsfeiern samt Geschenken, Terminkoordination für die Kinderfreizeit samt Bringen und Abholen etc. stellen einen enormen Stressfaktor für jene dar, welche diese Arbeit leisten – derzeit mehrheitlich Frauen. Die Stadt Wels organisierte dazu 2022 einen Vortragsabend mit Expertinnen aus Wien, dessen Nachbetrachtung fast zwei Jahre später uneingeschränkt gültig ist:

„Frauen sind die ‚Jongleure‘ des alltäglichen Lebens. Sie managen nicht nur Familie und Kinder, sondern kümmern sich abseits dieser Themen um all die Kleinigkeiten, damit der „Laden“ läuft. Neben Familienarbeit und sozialem Leben geht es noch um die Gefühlsarbeit. Diese mentale Last gilt es zu beschreiben, aufzuzeigen und Veränderungen für eine gerechte Aufteilung der Arbeit zu schaffen.“

Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger

Frauenreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger: „Frauen leisten in unserer Gesellschaft den Großteil an ‚unsichtbarer‘ Arbeit. So kommt es dazu, dass für viele der Arbeitstag zuhause nicht endet. Der Equal Care Day soll darauf aufmerksam machen und dazu beitragen, dass zukünftig die notwendige unbezahlte Arbeit mehr geschätzt und gesehen wird.“

Textquelle: Stadt Wels 

Bildquelle: FPÖ Wels