Lehrlinge finden und halten
Die Stadt Wels sucht seit eineinhalb Jahren verstärkt Lehrlinge. Darum startet jetzt eine Lehrlingsoffensive. Die Stadt bietet exzellente Ausbildungsmöglichkeiten und viele Anreize für junge Menschen. Der Magistrat wird künftig seinen Lehrlingen um bis zu 30 Prozent mehr bezahlen.
Die duale Ausbildung hat in Österreich in den Zünften und im Gewerbe ihre Wurzeln. Sie blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Die Lehrlinge erhielten so eine praxisnahe und unternehmensorientierte Ausbildung, und die Firmen haben Mitarbeiter für die Zukunft gewonnen. Wissensmanagement war damals ein Fremdwort.
Mittlerweile ist es in der Industrie – ebenso wie im öffentlichen Dienst – Standard, als Ausbildungsbetrieb zur Qualifizierung von jungen Menschen in den unterschiedlichsten Berufsbildern zur Verfügung zu stehen. So blickt auch die Stadt mittlerweile auf eine mehr als zwanzigjährige erfolgreiche Lehrlingsausbildung zurück. In der heute besonders angespannten Arbeitsmarktsituation hat der Kampf um die besten Köpfe zwischen den Unternehmen an Bedeutung gewonnen wie kaum zuvor.
Nach dem Hochkonjunkturjahr 2018 fallen die Prognosen für 2019 ebenfalls positiv aus. Es wird ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent erwartet. Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen wächst aber im ganzen Land, auch in Wels. Zahlreiche Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften und Lehrlingen. Derzeit sind in Wels 534 Lehrlingsstellen (Monatsstatistik AMS Wels) offen.
Start: Lehrlingsoffensive
Die Stadt Wels bietet exzellente Ausbildungsmöglichkeiten und viele Anreize für junge Menschen. Am Magistrat Wels werden seit dem Jahr 1997 Lehrlinge ausgebildet: Anfangs in den Berufen Gärtner, Bürokauffrau/mann und Koch.
Mittlerweile sind es acht Berufsfelder, in denen junge Menschen am Magistrat eine Lehre absolvieren können:
- Veranstaltungstechniker
- Bautechnischer Zeichner
- Applikationsentwickler
- Tierpfleger
- Gärtner
- Koch
- Straßenerhaltungsfachmann
- Verwaltungsassistent
Insgesamt gibt es 15 Lehrstellen am Magistrat Wels. Aktuell sind sechs davon besetzt und neun unbesetzt. Von den bisher 150 Lehrlingen, die am Magistrat ausgebildet wurden, haben 80 Prozent die Lehre abgeschlossen.
Die Stadt tritt nun mit einer Lehrlingsoffensive den Schritt nach vorne an. Denn ohne Anreize wird es zunehmend schwieriger, junge Menschen zu finden und auch im Unternehmen zu halten.
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Mit unserer Lehrlingsoffensive wollen wir mehr junge Menschen ansprechen und ihnen zeigen, dass der Magistrat nicht ein verstaubter Beamtenapparat ist, sondern ein moderner und abwechslungsreicher Betrieb. Wir haben die Verantwortung, unsere Lehrlinge bestens auszubilden und wollen ihnen vermitteln, dass jeder Lehrling einen unschätzbaren Wert für die Stadt hat.“
Anhebung der Lehrlingsentschädigungen
Die Stadt Wels richtet sich bei den Lehrlingen grundsätzlich nach der vom Land Oberösterreich festgesetzten Höhe der Lehrlingsentschädigung, fallweise nach den jeweiligen Kollektivverträgen. In den meisten Berufen – vor allem auch im Bereich der IT-Techniker – braucht es zusätzliche Anreize, auch in finanzieller Hinsicht, da die Arbeitsmarktsituation besonders angespannt ist.
Renommierte Firmen setzen in der Lehrlingsausbildung besondere Maßstäbe, um junge Menschen zu rekrutieren. Dazu zählt auch eine Überbezahlung der bisher festgesetzten Lehrlingsentschädigung. Künftig wird auch die Stadt ihren Lehrlingen mehr bezahlen. Die Erhöhung beträgt zwischen 20 Prozent und 30 Prozent mehr als bisher.
Bisher erhielt der Lehrling zum Straßenerhaltungsfachmann im ersten Lehrjahr 546,40 Euro, künftig bekommt er 728,53 Euro ausbezahlt. Der Lehrling zum bautechnischen Zeichner geht in Zukunft statt mit 744,40 Euro mit 992,53 Euro im ersten Lehrjahr nach Hause.
Belohnungssystem
Die Lehrlingsausbildung wird durchwegs sehr ernst genommen: Wurstsemmeln holen, zusammenkehren und Kopien erstellen als Hauptbeschäftigungen für Lehrlinge war gestern. Um die Anzahl der Bewerber zu erhöhen, braucht es außerordentliche Angebote, um sich von anderen Arbeitgebern abzuheben.
Bei ausgezeichneten Erfolgen in der Lehrausbildung – sowohl in der Schule als auch in der Arbeit – übernimmt die Stadt Wels künftig die Kosten der Führerscheinausbildung der Klasse B. Falls der Lehrling den Führerschein bereits erworben hat, stellt die Stadt Wels stattdessen einen Gutschein für eine Reise in gleicher Höhe zur Verfügung. Lehrlinge, die bis zu zwei Mal „nur“ einen guten Erfolg erreichen konnten, erhalten einen hohen aliquoten Anteil für die Führerscheinprüfung.
Für den Fall, dass ein Internatsaufenthalt zum Berufsschulbesuch erforderlich ist, übernimmt die Stadt Wels – wie auch bereits bisher – die anfallenden Kosten.
Es ist geplant, dass die städtischen Lehrlinge künftig verstärkt auch in privaten Welser Betrieben einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Dies soll das fachliche Können der Lehrlinge auf ein noch universelleres Niveau bringen.
Die Stadt Wels unterstützt auch die Lehre mit Matura. So erhalten Welser Maturanten mit ausgezeichnetem Erfolg eine Einladung zum Bürgermeisterstammtisch. Dabei bietet sich ebenfalls eine Bühne, um den Magistrat als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren.
Schulbesuche
Die Stadt Wels will in Zukunft offensiv dorthin gehen, wo sich die jungen Leute beziehungsweise diejenigen Zielgruppen aufhalten, die im Speziellen für Lehrstellen gesucht werden. Eine gewöhnliche Stellenanzeige erfüllt meist nicht mehr den gewünschten Zweck. Hier braucht es andere Herangehensweisen, um auf sich aufmerksam zu machen. Aus diesem Grund geht der Magistrat nun verstärkt in die Schulen, um künftige Lehrlinge zu finden.
Von Jänner bis März 2019 besuchten die Lehrlingsbeauftragten der Stadt die Welser Schulen, um die Stadt als Arbeitgeber und Lehrlingsausbildungsbetrieb vorzustellen. Mit dabei waren jeweils die Lehrlingsausbildner aus den Dienststellen Stadtgärtnerei und Informationstechnologie. Einige Schüler haben sich aufgrund der Besuche bereits zu Schnuppertagen in den einzelnen Berufsfeldern angemeldet beziehungsweise diese bereits absolviert.
Besucht wurden dabei die Neuen Mittelschulen (NMS 1, 2, 3, 5 und 6) und drei polytechnische Lehrgänge. Die nächsten Termine sind im Herbst 2019 geplant.
Die berufspraktischen Tage der Schulen sollen Jugendlichen die Möglichkeit bieten, in die verschiedenen Berufsfelder hineinzuschnuppern und erste Erfahrungen sammeln zu können. Diese Tage werden künftig noch stärker dazu genutzt, die Lehrlingsangebote am Magistrat vorzustellen, um früh Interesse zu wecken.
Natürlich ist es sinnvoll – gerade bei technischen Berufen – gezielt und bewusst Frauen anzusprechen, und bei „eher frauentypischen Berufen“ gezielt an Männer heranzutreten. Hier eröffnet sich eine Zielgruppe, die nicht zu unterschätzen ist.
Berufsinformationsmessen
Häufig wissen die Jugendlichen sehr wenig über das Leistungsspektrum der Stadt Wels, und damit auch wenig darüber, welche Lehrstellen es beim Magistrat gibt und worum es sich bei den Lehrberufen handelt. Information und Aufklärung sind deshalb zwei Zielsetzungen, denen besondere Bedeutung zukommt. Nur gut informierte Menschen können sich aktiv und bewusst für eine Lehrstelle entscheiden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ausbildung auch abgeschlossen und sogar ein neuer Mitarbeiter gewonnen wird, erhöht sich durch gezielte Aufklärung um ein Vielfaches. Laut einer ÖIFB-Studie (Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung) aus dem Jahr 2017 möchte etwa ein Fünftel der Lehrlinge nach Abschluss der Lehrzeit nicht im Betrieb bleiben.
Der Magistrat nimmt deshalb gleich an zwei Berufsinformationsmessen teil. Hier soll vor allem vermittelt werden, dass die Stadt Wels nicht nur in den klassischen Berufsfeldern, wie kaufmännischer Lehrling oder Verwaltungsassistent, Ausbildungsplätze anbietet, sondern auch im handwerklichen und technischen Bereich als Ausbildungsbetrieb am Arbeitsmarkt präsent ist.
Die Messen werden aber auch dazu genutzt, die Leistungen der Stadt Wels im Sinne von „employer branding“ bestens zu vermarkten. Die sogenannte Arbeitgebermarke soll nachhaltig aufgebaut und auch erfolgreich verankert werden.
Die Messebesucher können hautnah in die Berufsbilder blicken. Sie bekommen etwa die Gelegenheit, ein Stück Straße selbst zu pflastern, Blumen zu setzen oder einem Koch über die Schulter zu schauen und dabei die beste Technik des Palatschinkenwendens zu erlernen.
Es gilt aufzuzeigen, welche Wirkung der Beruf in der Zukunft für die Gesellschaft hat. Am Magistrat geht es vor allem darum, dass jeder Mitarbeiter Dienst für die Welser Bevölkerung und für die Stadt macht. Es ist eine sinnstiftende und vor allem nachhaltige Tätigkeit.
Berufsinformationsmessen:
• Regionale Lehrlingsmesse der Wirtschaftskammer am Freitag, 17. und Samstag, 18. Mai
• Messe Jugend & Beruf von Mittwoch, 2. bis Samstag, 5. Oktober (beide in der Messe Wels)
Weitere Angebote zur Attraktivitätssteigerung
Imagevideo
Ein neuer, hochqualitativer Image-Film soll die verschiedenen Lehrberufe hervorheben und einen Einblick in die jeweilige Tätigkeit ermöglichen.
www.wels.at/lehre
Auf der Website der Stadt Wels wurde ein eigener Bereich für die Lehrlingsausbildung bei der Stadt Wels eingerichtet. Damit erhalten die Interessenten einen genaueren Einblick in die angebotenen Berufe sowie zum Ablauf des Bewerbungsprozesses.
Playmit.com
Playmit.com ist eine Internetplattform, bei der das Wissen der Jugendlichen abgetestet wird. Diese erhalten bei entsprechender Leistung ein Zertifikat, welches den Bewerbungsunterlagen beigelegt werden kann. Die Plattform Playmit.com bietet Arbeitgebern die Möglichkeit, sich mit Werbeeinschaltungen zu präsentieren.
Kooperation mit der Stadt Linz
Die Ausbildung der Lehrlinge erfolgt derzeit in manchen Bereichen in Kooperation mit der Stadt Linz. Es ist aber eine eigene Lehrlingsausbildung für Lehrlinge und Ausbilder ab Herbst 2019 geplant.
Outdoor-Adventure Tag
Um die Gruppendynamik und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, werden die Lehrlinge der Stadt Wels und der Stadt Linz am Donnerstag, 4. Juli zu einem Outdoor-Adventure Tag eingeladen.
Text- und Bildquelle: Stadt Wels