Stadt Wels lädt zum ersten „Tag der Inklusion“ am Samstag, 4. Mai

Seit dem Jahr 1992 organisieren Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe europaweit rund um den 5. Mai Veranstaltungen und Aktionen gegen Diskriminierung und für die Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigung in allen Gesellschafts- und Lebensbereichen.

Damit soll auf die noch immer vorhandenen Ungleichbehandlungen, Schlechterstellungen, Hürden und Herausforderungen für Menschen mit Handicap öffentlichkeitswirksam aufmerksam gemacht werden. Eine zentrale Forderung ist dabei die Inklusion, also die Teilhabe und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in allen Bereichen.

Erstmals beteiligt sich die Stadt Wels auf Initiative von Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger unter dem Motto „Gemeinsam verschieden sein“ heuer an dieser Aktion und veranstaltet am Samstag, 4. Mai in Kooperation mit zahlreichen Vereinen und Organisationen den ersten „Tag der Inklusion“. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger wird den Besuchern von 10:00 bis 16:00 Uhr ein umfangreiches und buntes Programm der mitwirkenden Vereine und Organisationen am Welser Stadtplatz geboten.

Auf die Gäste warten unter anderem Informationsstände, eine Musicalaufführung, ein Speisewagen der Caritas zur leiblichen Stärkung und ein abwechslungsreiches Kinderprogramm des Vereins Abenteuer Familie. Rollstuhlfahrten und „Wanderungen als Blinder“ durch die Innenstadt sowie Utensilien wie eine Braille-Schreibmaschine (Punktschriftmaschine für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen) bringen den Besuchern an diesem Tag den Alltag beeinträchtigter Menschen auf anschauliche Art und Weise näher.

Als feierlicher Ausklang der Veranstaltung findet von 17:00 bis 22:00 Uhr unter dem Motto „All Together“ eine Disco mit DJane Solaris im Pfarrsaal der Stadtpfarrkirche statt. Wie beim „Tag der Inklusion“ am Stadtplatz ist auch bei der Disco der Eintritt frei.

Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger

Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Gleichbehandlung von Menschen mit Beeinträchtigung lässt sich nicht verordnen. Es ist aber unser Ziel, dass in Wels alle Menschen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben haben sollen. Darauf wollen wir am Tag der Inklusion aufmerksam machen, denn um die Verschiedenheit von Menschen als normal anzunehmen, braucht es vor allem Aufklärung und Information. Ich bedanke mich bereits jetzt bei allen Mitwirkenden für die Teilnahme beim ersten ‚Tag der Inklusion‘ und hoffe auf zahlreiche interessierte Besucher.“

Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger: „Mit dem ‚Tag der Inklusion‘ wollen wir Menschen mit Beeinträchtigung in den Mittelpunkt rücken und den teilnehmenden Vereinen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Deshalb haben wir uns auch ganz bewusst dazu entschieden, die Veranstaltung am Stadtplatz – und somit im Herzen von Wels – durchzuführen.“

Teilnehmende Vereine

Integratives Schulzentrum Wels-Stadt – ISZ

Das Integrative Schulzentrum Wels (ISZ) ist eine Schule der Vielfalt für 150 Schüler mit und ohne Beeinträchtigung. Seit dem Schuljahr 1997/98 werden jeweils 4 VS-Inklusionsklassen als Schulversuch am ISZ Wels geführt. In diesen VS-Klassen werden Schüler mit und ohne Beeinträchtigung von einer Volksschul- und einer Sonderschullehrerin gemeinsam unterrichtet. Diese Klassen sind aktuell bis zum Schuljahr 2021/22 gesichert. Eine schulübergreifende Elterninitiative der betroffenen Schulen ist bestrebt, gemeinsam mit der Bildungsdirektion OÖ und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung eine nachhaltige Lösung zu finden.

Kinder mit erhöhtem Förderbedarf (= Schüler mit schwersten Beeinträchtigungen) werden am ISZ in Kleingruppen (rund sechs Schüler/Klasse) in 12 Klassen gefördert. Für Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf gibt es zwei Klassen, in denen die Schüler in Teilbereichen nach dem Lehrplan der NMS unterrichtet werden.

Für alle Schüler des ISZ stehen eine Vielzahl an Funktionsräumen (Sinnesraum, Matschraum, Psychomotorikraum, …) und ein umfangreiches therapeutisches Angebot (Physiotherapie, Hundetherapie etc.) zur Verfügung. Die Schule verfügt über eine Ausstattung, die für die Beschulung von Kindern mit (schwersten) Beeinträchtigungen unbedingt notwendig, aber auch in dieser Form am Schulstandort einzigartig ist. Nähere Informationen unter http://isz.wels.eduhi.at im Internet.

Blinden- und Sehbehindertenverband OÖ

Im Blinden- und Sehbehindertenverband OÖ arbeiten hauptamtliche Büromitarbeiter, Zivildiener und ehrenamtliche Verbandsmitglieder für die Interessen der Mitglieder. Als Interessensvertretung setzt sich die Organisation vielfältig für sehbehinderte und blinde Menschen bei allen Themen (wie z.B. Mobilität, Gleichbehandlung, Inclusion usw.) vor Ort und überregional ein.
Der Verband berät und unterstützt die Mitglieder und bietet diverse Veranstaltungen sowie einen Hilfsmittelshop an. Für interessierte Personen und Gruppen wie Schulklassen, Studenten oder Firmen wird ein breites Dienstleistungsspektrum (z.B. Frühstück im Dunkeln) geboten. Nähere Informationen unter www.blindenverband-ooe.at im Internet.

OÖ Zivil-Invalidenverband – Bezirksgruppe Wels

Am 20. November 1948 wurde in Linz unter der Bezeichnung „Krüppelarbeitsgemeinschaft“ eine Organisation gegründet, die sich um die Belange von Menschen mit körperlichen Behinderungen – durch Unfälle oder seit Geburt – angenommen hat. Mitte der 50iger Jahre erfolgte die Umbenennung in „Körperbehindertenverband“ und im Jahr 1962 in den Österreichischen Zivil-Invalidenverband. Ab dem Jahr 1952 erfolgte die Gründung der ersten Bezirks- und Ortsgruppen, die als eigene Vereine Menschen mit Beeinträchtigungen betreuen. Unter dem Dach des Landesverbandes arbeiten heute 17 Bezirks- und Ortsgruppen.

Der Landesverband betreibt auch drei sogenannte Reha-Höfe (Einrichtungen nach dem Chancengleichheitsgesetz) mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen: Hof-Schlüsslberg, Jocker-Hof Tollet und Taufkirchen sowie Hof Feichtlgut. Seit der Gründung der Bezirksgruppe Wels im Jahr 1960 sind die Verantwortlichen bemüht, Menschen mit Beeinträchtigung zu unterstützten – von A wie Arbeitsrecht bis Z wie Zuwendungen für pflegende Angehörige. Nähere Informationen unter www.ooe-ziv.at im Internet.

Verein Miteinander

„Miteinander leben, lernen und arbeiten“, das ist seit fast 45 Jahren das Motto des Vereins Miteinander. Dieser begleitet Menschen mit jeder Form von Beeinträchtigungen durch alle Phasen ihres Lebens. Innovative Ideen und Angebote haben zu einem vielfältigen Tätigkeitsbereich geführt, und aus der einstigen Elterninitiative wurde eine soziale Dienstleistungsorganisation, die in Linz und oberösterreichweit mit mehr als 350 Mitarbeitern aktiv ist. Der Verein setzt sich zudem inklusiv im kulturellen Bereich ein – sei es mit Benefizkonzerten, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen usw. Dazu hat Miteinander einen Linzer Kulturraum – das m3 – für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen, für junge und ältere Menschen, für Familien, interessierte Menschen, für Kunst- und Kulturbegeisterte und andere Interessierte geschaffen. Infos unter www.miteinander.com im Internet.

Lebenshilfe Oberösterreich

Die Lebenshilfe Oberösterreich wurde am 21. Oktober 1969 in Vöcklabruck gegründet. Seit 50 Jahren unterstützt sie die Selbstbestimmung von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung und strebt eine inklusive Gesellschaft an, in der alle Menschen gleichwertige Mitglieder sind. Eine inklusive Gesellschaft bedeutet für die Lebenshilfe, dass alle Menschen in eben diese eingebunden sind – unabhängig von ihren Fähigkeiten, Einstellungen oder Einschränkungen, wie beispielsweise körperliche oder intellektuelle Beeinträchtigung. Der Jubiläumsslogan „Ich bin dabei – Mehr Miteinander seit 50 Jahren“ beschreibt, worum es im Kern bei der Inklusion geht: um ein selbstverständliches Miteinander in allen Bereichen.

In Wels werden derzeit 108 Menschen mit Beeinträchtigung in zwei Werkstätten der Lebenshilfe OÖ begleitet, 47 Bewohner wohnen in zwei Wohnhäusern bzw. vier teilbetreuten Wohngruppen in Wels. Auch in Wels steht das Miteinander im Vordergrund: Sei es bei der Integrativen Beschäftigung in der Arbeitswelt, oder bei gemeinsamen Aktivitäten wie der Veranstaltung „Gemeinsam verschieden sein“. Nähere Informationen unter www.ooe.lebenshilfe.org im Internet.

Leistungen der Stadt Wels für Menschen mit Beeinträchtigungen

Um Menschen mit Beeinträchtigungen eine umfassende Eingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen und Beeinträchtigungen sowie Stigmatisierungen dieser Personengruppe im Alltag zu vermeiden/zu vermindern, werden im Rahmen des OÖ Chancengleichheitsgesetzes entsprechende Leistungen angeboten. Zum Kreis der Anspruchsberechtigten zählen alle Menschen mit diagnostizierten körperlichen, geistigen, psychischen sowie Sinnes-Beeinträchtigungen, die in der Stadt Wels gemeldet sind.

Zu den Kernleistungen gehören unter anderem:
• Heilbehandlungen – beispielsweise in Form von Hippotherapie, konduktiver Mehrfachtherapie oder Leistungen für Gehörlose.
• Für Kinder besteht die Möglichkeit einer allgemeinen Frühförderung, einer Sehfrühförderung oder einer frühen Kommunikationsförderung.
• Im Bereich „Arbeit und Fähigkeitsorientierter Aktivität“ werden die berufliche Qualifizierung, die geschützte Arbeit und die Fähigkeitsorientierte Aktivität angeboten.
• Auch im Bereich des Wohnens werden Hilfestellungen geboten: So gibt es verschiedene Wohnformen nach dem OÖ Chancengleichheitsgesetz. Von Wohnungen, über Wohngemeinschaften bis zur Unterbringung in Wohnheimen spannt sich hier der Bogen der Wohnalternativen, die im Zusammenwirken mit dem jeweiligen Antragssteller ausgesucht werden.
• Für die Betreuung und Hilfe im Alltag besteht zudem die Möglichkeit einer mobilen Betreuung beziehungsweise einer persönlichen Assistenz.

Alle angebotenen Leistungen orientieren sich primär nach den individuellen Bedürfnissen der Antragsteller.

Text- und Bildquelle: Stadt Wels 

Bildtext: V.r. Peter MARTIN (Lebenshilfe Oberösterreich), Susanne Breitwieser (Blinden- und Sehbehindertenverband OÖ), Bürgermeister Dr. Andreas Rabl, Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger, Gemeinderat Egon Schatzmann (OÖ Zivil-Invalidenverband – Bezirksgruppe Wels) und Mag. Gerald Rechberger (Verein Miteinander) am Welser Stadtplatz. Hier findet am Samstag, 4. Mai der Tag der Inklusion statt.