Neue Erkenntnisse über ehemaliges KZ in WELS

Neue Erkenntnisse über ein kurzfristig im Frühjahr 1945 in Wels bestehendes KZ-Lager bringt ein Aufsatz des oberösterreichischen Historikers Univ.-Doz. Dr. Florian Freund. Der Beitrag ist Teil des im kommenden Jahr erscheinenden vierten Bandes der Buchreihe Nationalsozialismus in Wels.

Darin fasst der Autor zunächst die bereits bisher bekannten Forschungserkenntnisse zusammen. Demnach bestand das Lager Wels II, das in historischen Dokumenten häufig nur als „Wels“ bezeichnet wurde, von 25. März bis 13. April 1945. Nachdem am 25. März 1.000 Häftlinge aus Mauthausen im Lager eintrafen, kamen einen Tag später weitere 1.000 Häftlinge aus dem Lager Ebensee dazu. Diese mussten in zwei Schichten (Häftlinge aus Ebensee in der Tagschicht, Häftlinge aus Mauthausen in der Nachtschicht) bei Aufräumarbeiten am Bahnhof Wels arbeiten.

Bildtext:Bürgermeister Dr. Andreas Rabl und Messepräsident Hermann Wimmer besichtigten bereits den Platz, an dem die Gedenktafel aufgestellt wird.

Dr. Andreas Rabl, Bürgermeister der Stadt Wels

Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Gedenken lässt sich nicht verordnen. Wir müssen aber alles daransetzen damit die Erinnerungen an die Gräuel von damals nicht vergessen werden. Solch ein Unrecht darf sich nie mehr wiederholen.“

Standort des Lagers nun erforscht

Während das Bestehen des Lagers Wels II bereits belegt und erforscht war, gab es über den genauen Standort bisher keine definitive Festlegung. Bekannt war nur, dass die Häftlinge in einer nicht umzäunten Halle oder in einer Schule ohne jegliche Einrichtungen (keine Küche, keine Sanitäranlagen usw.) mit Stroh am Boden untergebracht waren. Das Essen wurde zum Lager geliefert. Mit den bereits bekannten Angaben und dank eines Zeitzeugens konnte Historiker Dr. Freund das Gebäude mit der 1938 am Welser Messegelände errichteten Reichsnährstandshalle (spätere „Halle der Nationen“; 1984 durch einen Brandanschlag zerstört) identifizieren.

Fest steht, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager äußerst hart waren. Die Häftlinge mussten trotz des vorherrschenden nasskalten Wetters nur mit einem dünnen Anzug bekleidet Arbeiten im Freien verrichten. Der Austausch von 400 kranken durch 400 arbeitsfähige Häftlinge aus Ebensee am 6. April deutet laut Autor Dr. Freund auf die Schwere der Bedingungen hin.

Zwei jüdische Häftlinge sollen ermordet worden sein, zwei oder vier sowjetische Häftlinge (unterschiedliche Aussagen) sollen nach einem Fluchtversuch erhängt worden sein. Eine unbekannte Zahl an Inhaftierten starb an den Entbehrungen.

Am 13. April 1945 wurde das Lager geräumt und alle Häftlinge nach Ebensee evakuiert. Die Transporte dürften zahlreiche Todesopfer gefordert haben. So meldete der Lagerarzt von Ebensse insgesamt 54 Personen „aus dem Arbeitskommando Wels“ als verstorben.

Vor Mai 1945 übergab ein SS-Offizier insgesamt 180 unbekannte Tote an die Friedhofsverwaltung Wels. Da nur 1.773 der ursprünglich 2.000 Häftlinge nach Ebensee überstellt wurden, lassen sich diese Toten laut Historiker Dr. Freund dem KZ Wels II zuordnen.

Zum Gedenken an die Opfer sowie zur Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse im Lager Wels II werden die Stadt Wels und die Messe Wels GmbH im kommenden Jahr eine Gedenktafel im Welser Messegelände (im Park vor dem ehemaligen Messebüro) aufstellen.

Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Wels zur Reichspogromnacht

Unter dem Motto „Niemals vergessen“ veranstaltet die Stadt Wels auch heuer wieder eine offizielle Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht. Diese findet am Freitag, 8. November um 17:00 Uhr im Pollheimerpark (Mahnmal für die Welser Juden) statt.

Musikalisch umrahmt wird die Gedenkveranstaltung vom Gospelchor Wels – Choice of Voice. Die Schüler der NMS 5 Mozartstraße würdigen mit ausgewählten Textbeiträgen das Schicksal der Opfer der Reichspogromnacht.

Textquelle: Stadt Wels 

Bildquelle: Stadt Wels